BauernZeitung vom 3. Mai 2024


Im «Guten Stall» ist alles aufs Pferdewohl ausgerichtet

Ungestörter Sozialkontakt muss in jeder Haltung möglich sein, wenn eine Plakette «Der Gute Stall» abgegeben werden soll. (Bild: Thomas Frei)

Über die Aktion «Der Gute Stall» werden artgerechte Haltungssysteme für Pferde sowie gelungene bauliche Praxislösungen ausgezeichnet und bekannt gemacht.

In welcher Haltungsform Pferde, Ponys und Esel auch gehalten werden, das Tierwohl ist seit Jahren stetig in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Ein freies Leben kann Pferden hierzulande zwar nicht geboten werden, wohl aber Haltungsformen, die auf ihre angeborenen Bedürfnisse ausgerichtet sind. Als erste Massnahme zur Verbesserung der Haltung liess die Ständer- zugunsten der Boxenhaltung verschwinden. Heute gehört das Angebot eines angrenzenden Paddocks zum Standard eines zeitgemässen Boxenstalls. In den letzten Jahren erlebte zudem die Gruppenhaltung in Aktivställen eine immer stärkere Verbreitung. Mit der Aktion «Der Gute Stall» werden gelungene Haltungssysteme sowie innovative bauliche Praxislösungen in Schweizer Pferdeställen mit der Plakette «Ausgezeichnet für vorbildliche Haltung» gewürdigt und in der Öffentlichkeit dargestellt. Die Aktion wird zusammen mit dem Schweizer Tierschutz STS, der BauernZeitung, der PFERD Bern und Hypona bereits zum achten Mal durchgeführt.

Gesetzliche Vorgaben reichen nicht

Wohl schreibt das Tierschutzgesetz exakt vor, was nach heutiger Erkenntnis bei einem Pferdestall mindestens zu erfüllen ist. Um zur Plakette «Der Gute Stall» zu kommen, reichen die gesetzlichen Vorgaben allerdings nicht. Denn bei der Beurteilung eines Stalles zählen nicht nur Fläche und Stallhöhe. Die für die Stallbeurteilung dienenden Kontrollblätter basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und weisen über 50 valide und überprüfte Indikatoren auf. Viele von ihnen haben erwiesenermassen grossen Einfluss auf die Gesundheit der Equiden wie Stallluft (Temperatur, Staubexposition und Luftzirkulation) oder Hygiene (Sauberkeit, Futterlagerung und Entmistung). Die Eigenart der Pferde, sogenannte «Dauerfuttersucher» zu sein, stellt entsprechend hohe Haltungsanforderungen bei der Fütterung. Den Pferden dürfen über die 24 Stunden verteilt keine zu langen Fresspausen aufgezwungen werden, übergewichtig werden sollten sie – leider schweizweit ein häufiges Problem – dennoch nicht werden. Nicht weniger wichtig für das Wohlbefinden des Gruppentiers Pferd ist die Möglichkeit für ausreichenden Sozialkontakt. Beim Gesundheitscheck wird der Ernährungszustand genauso beurteilt wie allfällige Verletzungen oder das Zutrauen. Genau angeschaut werden auch die den Pferden zur Verfügung stehenden Weiden: sind sie gepflegt oder verunkrautet, sicher eingezäunt, sorgfältig abgemistet und auf eine gute Ökologie ausgerichtet?

Den grössten Einfluss auf die Qualität eines Pferdestalls nehmen aber noch immer die Menschen, die sich um die Tiere zu kümmern haben. Nicht nur Sachkenntnis und innovative Ideen für praktische Stallkonzepte sind gefragt, zu einem «Guten Stall» avanciert ein Betrieb erst, wenn hinter der ganzen Anlage ein Team steht, dem ein hohes Pferdewohl ein grosses Anliegen ist.

Die Teilnahme an «Der Gute Stall 2024» steht allen Pferdebetrieben offen. Die Beurteilung der verschiedenen Betriebsarten (Einzel-, Gruppenhaltung, Altersweide, Zucht/ Aufzucht) wird separat durchgeführt.
Der Anmeldeschluss für den «Guten Stall 2024» ist der 30. Juni 2024

Interessierte Betriebe können sich hier anmelden:

www.dergutestall.ch