Pressetext vom 15. Mai 2025


Tag der guten Ställe an der PFERD

Mit der PFERDfachtagung am Vormittag und der Übergabe der Labelplakette «Der Gute Stall» war der 2. Mai an der BEA in Bern auf die guten Pferdebetriebe ausgerichtet. Gut müssen die Pferdebetriebe freilich sein, wenn sie bei einer abnehmenden Equidenpopulation in den nächsten Jahren weiter existieren wollen.

Herausforderungen stehen für die Pferdebetriebe mehr als genug an. Unter dem Titel «Dürre, Wolkenbrüche, Hitze – Good Practices in der Pferdehaltung» stand die PFERDfachtagung am Vormittag. Dass aber noch weitere Herausforderungen auf die Betriebe zukommen werden, zeigte Christa Wyss, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsgruppe Schweizer Nationalgestüt von Agroscope Avenches, im Einführungsreferat auf: Um gut 10 Prozent sank der Equidenbestand innert zwei Jahren auf 110'000 Tiere. Hinzu kommt, dass sie immer älter werden. Von 10 auf 15 Jahre stieg das Durchschnittsalter von 2016 bis 2024 an. Eine weitere schwierige Aufgabe sind speziell für Gruppenhaltungen die Stallwechsel: Gut 14'000 Tiere wechselten einmal den Standort, 725 hatten vier oder mehr Wechsel zu ertragen.  

Staub vermeiden und gut lüften

Sehr praxisnah war das von der ebenfalls in der Forschungsgruppe des Nationalgestüts tätigen Tierärztin Miriam Baumgartner behandelte Thema

«Klimaresiliente Pferdehaltung – bauliche und Management-Lösungen für Hitze und Starkregen». Die nötige Erfahrung bringt sie mit, gehört sie doch zum BestTUPferd-Team, das das auf 300 wissenschaftlich basierenden Indikatoren erstellte Bewertungssystem zur Beurteilung der Tiergerechtheit und der Umweltwirkungen von Pferdehaltungen schuf. Ihre Empfehlungen für ein gutes Stallklima: gedämpftes Heu und Späne als Einstreu, Misten nur bei Abwesenheit der Pferde, mechanische Lüftungssysteme, Stallarchitektur mit Belüftung kombinieren und regelmässiger Weidegang. Die mit dem Klimawandel zu erwartenden höheren Temperaturen werden für Baumgartner ein Problem für die Pferde, wenn sie bei über 30° Celsius im Sport Leistungen zu erbringen haben. Pferde seien nämlich von Natur aus an Hitze, Kälte und Temperaturschwankungen gut angepasst. Die Thermoregulation sei bei allen Rassen vorhanden. Scheren und Eindecken würden diese angeborene Fähigkeit indessen langfristig stören. Mögliche Folgen des Eindeckens könnten zu einer Schwächung des Immunsystems und vor allem am Widerrist zu Druckschäden bei schlecht sitzenden Decken führen, Hautinfektionen verursachen und das Wälzen als artgemässes Komfortverhalten stören.   

Pferdebetriebe ökologisch gestalten

Die unter anderem für die Stiftung Sandgrueb tätige Biologin Renate Vanselow legte dar, was für enorm wichtige positive Effekte Gehölze auf einer Pferdeweide haben. Mit Beispielen aus halb Europa belegte die Autorin von mehreren Fachbüchern ihre Aussagen. Pferde würden sehr gerne Gehölze befressen, Haselnuss und Schlehe seien reich an Mineralstoffen, Nussbäume würden im Frühsommer viel Vitamin C aufweisen – bis zu 10% Gehölzfutter könnten Pferde in der Gesamtfutterration aufnehmen. Für Vanselow gehören Gehölze auf Pferdeweiden, weil sie nebst mineral- und eiweissreichem Laubfutter sowie heilsamen Wirkstoffen auch Schutz vor Sonne, Wind und Regen bieten. Weil sich die Pferde gerne auch an Bäumen und Sträuchern kratzen, könne man Gehölze als eigentliche Wellness Oasen einstufen. Zum Abschluss wies Renate Vanselow noch auf den hohen ökologischen Wert von Pferdeweiden mit Gehölzen hin als wertvollen Lebensraum für andere Pflanzen- und Tierarten.

Label für gute Betriebe

Bereits zum zehnten Mal konnte an einer PFERD die Abgabe der Labelplaketten «Der Gute Stall» vorgenommen werden. Wie sich auch diesmal bei der Beurteilung der Betriebe gezeigt hatte, spielen die Stallteams unbestritten die wichtigste Rolle. Kein Betriebsrundgang, auf dem nicht ein innovatives Detail zu entdecken ist, das zu höherem Pferdewohl führt. Der Innovationspreis wurde an den Stall Ferenloo von André Grob in Kirchberg verliehen für seine entlang dem Stallgang an der Decke aufgehängten Ventilatoren, die für eine gute Luftzirkulation und weniger Insekten sorgen. Was also an der PFERDfachtagung am Vormittag empfohlen wurde, war im Stall Ferenloo bereits installiert.

Um den Wert des Labels «Der Gute Stall» erhalten zu können, wird neu alle drei Jahr eine Rezertifizierung verlangt, um in der auf der Website aufgeschalteten Schweizerkarte mit den eingetragenen Label-Betrieben zu erscheinen. Dieses Jahr wird nebst der Beurteilung mit den Kontrollblättern auch das BestTUPferd-Tool mit den 300 Kriterien und dem anschliessenden Beratungsprotokoll angeboten. Anmeldeschluss für eine Label-Zertifizierung ist der 30. Juni 2025, Anmeldeunterlagen können abgerufen werden bei www.dergutestall.ch  

Ausgezeichnet werden konnten an der PFERD in Bern mit dem Label «Der Gute Stall» ein Dutzend Pferdebetriebe:

  • Irish Cob Zucht Worb in 3076 Worb;
  • Pferdepension Haug in 8104 Weiningen;
  • El Malacara in 4574 Lüsslingen;
  • Isländerhof Olnbogi in 8717 Benken SG;
  • Aktivstall am Forst, 3176 Neuenegg;
  • Stall Schnider in 6023 Rothenburg;
  • Reit- und Pensionsstall Trombach in 6417 Sattel;
  • JVA Wauwilermoos in 6243 Egolzwil;
  • Stall Ferenloo in 9533 Kirchberg;
  • Stall Schürmatt in 3126 Kaufdorf;
  • Cayla in 9468 Sax;
  • Esel-/Pferdebetrieb der Eselmüller-Stiftung in 3365 Grasswil.

Bestens vertraut ist Christa Wyss mit der aktuellen Pferdeszene Schweiz und konnte deshalb auch auf die aktuellen Herausforderungen eingehen. (Foto: DGS)

Die Label-Plakette «Der Gute Stall» haben sich die Stallbesitzer dank aufs Pferdewohl gebauten Pferdebetrieben verdient. (Foto: Flurina Monn/BauernZeitung).

Wie es in einem Pferdestall zu und her gehen muss, zeigte die Tierärztin Miriam Baumgartner den Stallbetreibern auf. (Foto: DGS)

Bei dem zu erwartenden Einfluss des Klimawandels forderte die Biologin Renate Vanselow für die Pferdebetriebe eine verstärkte Ausrichtung auf die Ökologie. (Foto: DGS)