Beim freien Galoppieren verlegen Pferde ihren Schwerpunkt lieber auf ihre «bessere» Seite. (Bild: pirita?/?shutterstock.com)

Von Rechtshändern und Linkshufern

Wie Menschen haben auch Pferde eine bevorzugte Körperseite, was als Händigkeit bekannt ist. Diese Neigung beeinflusst ihr Bewegungsverhalten und muss beim Reiten berücksichtigt werden, um die Gesundheit des Tieres zu gewährleisten.

Händigkeit bei verschiedenen Tieren

Während die meisten Menschen ihre rechte Hand bevorzugen, sind Papageien oft Linkshänder, und bei Katzen ist die Verteilung zwischen Links- und Rechtspfoten ausgeglichen. Auch Tintenfische zeigen eine bevorzugte Armnutzung.

Händigkeit bei Pferden

Pferde zeigen ebenfalls eine ausgeprägte Händigkeit, die ihr Bewegungs- und Lernverhalten stark beeinflusst. Die meisten Pferde neigen dazu, nach rechts schief zu sein, indem sie mit ihrem rechten Hinterbein weiter nach außen treten. Einseitiges Training kann zu Muskelverspannungen und unausgewogener Belastung des Bewegungsapparates führen, was die Gesundheit des Pferdes gefährdet.

Erkennung der Händigkeit

Pferdebesitzer können die Händigkeit ihres Tieres durch bestimmte Verhaltensweisen erkennen: bevorzugte Blickrichtung auf unbekannte Objekte, spezifische Vorderbeinposition beim Grasen oder die Wahl des Galopps. Ein populärer Trick ist die Beobachtung der Mähnenrichtung, wobei eine nach rechts fallende Mähne auf eine Rechtshändigkeit hinweist. Allerdings sind diese Methoden nicht immer zuverlässig.

Die präziseste Methode zur Bestimmung der Händigkeit ist das Reiten. Erfahrene Reiter erkennen die bevorzugte Seite durch einfache Dressurlektionen wie Volten oder Schlangenlinien.

Vorwärtsreiten und Geraderichten

Die korrekte Ausbildung eines Pferdes beinhaltet das Geraderichten, um der natürlichen Schiefe entgegenzuwirken. Gustav Steinbrecht, ein Pionier der modernen Reitlehre, betonte schon vor fast 150 Jahren die Wichtigkeit dieser Praxis. Das Geraderichten ist ein kontinuierlicher Prozess, der mit der gesamten Ausbildung des Pferdes einhergeht.

Zu Beginn empfiehlt es sich, auf großen, gebogenen Linien zu reiten, um die Geschmeidigkeit auf beiden Seiten zu fördern. Mit zunehmender Tragkraft des Pferdes können die Übungen anspruchsvoller gestaltet werden, zum Beispiel durch Volten und Schlangenlinien. Seitengänge wie Schenkelweichen und Schulterherein helfen ebenfalls, die Balance zu verbessern.

Optische Hilfsmittel und Fortschritte

Spiegel in der Reithalle sind nützliche Hilfsmittel, um die Geraderichtung zu überprüfen. Das Ziel ist, dass das Pferd in allen Gangarten gleichmäßig an den Zügel tritt und Wendungen auf beiden Seiten problemlos ausführt. Ein geradegerichtetes Pferd zeigt harmonisch ausgebildete Muskeln und eine symmetrische Körperform.

Der Einfluss des Reiters

Auch der Reiter hat eine bevorzugte Seite, was die Balance des Pferdes beeinflussen kann. Studien zeigen, dass es vorteilhaft ist, wenn Reiter und Pferd die gleiche Händigkeit haben, da dies die Zügelspannung und die Koordination verbessert. Unterschiedliche Händigkeiten können zu einer ungleichmäßigen Belastung führen.

Die richtige Ausbildung und das Verständnis der Händigkeit tragen somit wesentlich zur Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Pferdes bei. Reiter sollten daher gezielt auf die Balance und das Training beider Seiten achten, um ein harmonisches und gesundes Zusammenspiel zu fördern.

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