Neben dem Körpergewicht und der Grösse des Pferdes spielen laut dem Tierschutz auch weitere Faktoren wie das Alter, der Trainings- und Bemuskelungszustand eine zentrale Rolle dabei, wie viel ein Pferd in einem gesunden Rahmen tragen kann. (Bild: Unsplasch / Philippe-Oursel)

Wann bin ich für mein Pferd zu schwer?

Die Frage, ob man für sein Pferd zu schwer ist, beschäftigt viele Reiter. Bis heute existieren keine gesetzlichen Bestimmungen zum maximalen Reitergewicht. Dies liegt an der Komplexität des Themas, da verschiedene Faktoren wie Pferdetyp, Training und die physische Verfassung von Pferd und Reiter eine Rolle spielen.

Wie viel kann ein Pferd tragen?

Neben Körpergewicht und Größe des Pferdes sind laut Tierschutz auch Alter, Trainingszustand und Bemuskelung entscheidend. Verschiedene Formeln zur Berechnung der maximalen Gewichtsbelastung basieren oft auf der Widerristhöhe oder dem Gewicht des Pferdes. Bei übergewichtigen oder schlecht bemuskelten Pferden sollten diese Formeln jedoch nicht angewendet werden, da ihr Bewegungsapparat bereits belastet ist.

Der Röhrbeinindex

Ein wichtiger Faktor für die Tragfähigkeit eines Pferdes ist der Umfang des Röhrbeins. Dieser beeinflusst das Fundament des Pferdes und variiert je nach Pferdetyp. Beispielsweise haben Shetlandponys einen beeindruckenden Röhrbeinindex (RI) von 7.4, was ihnen erlaubt, im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht mehr zu tragen als andere Rassen. Warmblutrassen wie der Hannoveraner haben hingegen einen RI von 3.7.

Weitere Faktoren

Eine breite und gut bemuskelte Lendenpartie spricht ebenfalls für eine hohe Belastbarkeit. Die Tragfähigkeit eines Pferdes kann jedoch auch tagesabhängig sein und durch Wetter, hormonelle Phasen oder Bodenbeschaffenheit beeinflusst werden. Zudem spielt das Können des Reiters eine große Rolle. Ein ausbalancierter Sitz und die nötige Körperspannung sind essenziell.

Entlastung des Pferderückens

Der Schweizerische Verband für Pferdesport (SVPS) empfiehlt Methoden zur Reduzierung der Belastung, insbesondere bei jungen Pferden. Eine Möglichkeit ist der Einsatz der Knie und Oberschenkel als Stoßdämpfer oder das Reiten im Leichtsitz. Ein geschmeidiger Sitz, der mit der Bewegung des Pferdes mitschwingt, ist hierbei entscheidend.

Gutsitzender Sattel

Ein passender Sattel ist für das Wohl des Pferdes unerlässlich. Ein schlecht sitzender Sattel kann durch Hebelwirkungen die effektive Kraft des Reitergewichts verstärken. Das Bundesamt für Veterinärwesen und die Universität Zürich haben auf häufige Sattelpassformmängel hingewiesen.

Training des Pferdes

Regelmäßiges und korrektes Training ist wichtig, um eine ausreichende Bemuskelung des Pferdes zu gewährleisten. Dies hilft, einen Teil des Reitergewichts zu kompensieren. Es gibt verschiedene Reitweisen und Philosophien, jedoch ist es unumstritten, dass das Aufwölben des Rückens und die Anspannung der Bauchmuskeln angestrebt werden sollten.

Verspannungen vermeiden

Ein zu schwerer Reiter kann dazu führen, dass sich die Wirbelsäule des Pferdes zu stark durchbiegt, was Schmerzen und chronische Veränderungen zur Folge haben kann. Übermäßige Gewichtsbelastung sollte daher vermieden werden.

Maximalgewicht

Obwohl es keine tierschutzrechtlichen Maximalgewichte gibt, empfiehlt der Tierschutz eine maximale Gewichtsbelastung von 15% des Pferdegewichts. Bei 20% kommt es bereits zu erheblichen Veränderungen der Muskulatur.

Fazit

Das Wohl des Pferdes steht an erster Stelle. Neben allgemeinen Empfehlungen können Tierärzte, Trainer und Sattler bei der Bestimmung der Belastbarkeit eines Pferdes helfen. Ein harmonisches Zusammenspiel von Pferd und Reiter ist das Ziel – und das beginnt mit einem angemessenen Reitergewicht.

Lesen Sie hier den vollständigen Beitrag

Zurück zur Rubrik Pferdehaltung & Reitsport